MEINUNG
Musk baut Twitter um: Die Macht der Tech-Giganten
- VonMike Schierschließen
Auf Twitter herrscht helle Aufregung. Na gut, das ist dort eigentlich der emotionale Normalzustand, doch diesmal ist die Stimmungslage besonders aufgewühlt: Denn es geht um das soziale Netzwerk und seine Nutzer selbst.
Seit dem Kauf für 44 Milliarden Dollar räumt Elon Musk mächtig auf: Die wichtigsten Twitter-Manager mussten gehen, den Verwaltungsrat löste der Milliardär gleich ganz auf. Der ebenso geniale wie streitbare Paypal-Gründer und Tesla-Chef sieht sich als „alleiniger Direktor“.
Muss das die rund 80 Prozent der Deutschen, die nicht auf Twitter sind, überhaupt interessieren? Ja. Denn obwohl das Netzwerk in Deutschland vergleichsweise wenige Nutzer hat, spielt es in der politischen Debatte eine umso größere Rolle. Unter Abgeordneten und Journalisten ist es eine beliebte Plattform, seine Bedeutung bei Meinungs- und Entscheidungsfindung deshalb beachtlich. Von den USA ganz zu schweigen. Wenn Musk also gesperrte Nutzer – womöglich auch Donald Trump – „befreien“ will, ändert das automatisch die Debattenkultur. Dabei nervt schon jetzt die Flut an anonymen (und gesteuerten oder automatisierten) „Usern“ gewaltig.
Jenseits der Twitter-Blase stellen sich damit ganz grundsätzliche Fragen: Sind die Tech-Giganten in unserer globalisierten Welt überhaupt zu stoppen? Der reichste Mann kauft sich einfach ein soziales Netzwerk als Spielzeug, nachdem er mit seinem Satelliteninternetdienst Starlink schon auf den Ukraine-Krieg Einfluss nimmt. Und Musk ist in seiner ständig wachsenden Macht nicht allein: Google, Amazon oder Facebook. Das Problem ist viel grundsätzlicher, als man auf den ersten Blick meint.