Meinung
Machtwechsel im Saarland: Der Merz-Aufbruch ist schon verpufft
- VonMike Schierschließen
Natürlich: Bei Landtagswahlen stehen in erster Linie die regionalen Kandidaten im Fokus. Und erst recht sollte man sich hüten, vom kleinen Saarland, das in etwa ein Fünftel der Einwohnerzahl Oberbayerns hat, allzu große Rückschlüsse auf die Bundespolitik zu ziehen.
Und trotzdem: Der desaströse Machtverlust von Tobias Hans, der im Bundestagswahlkampf besonders treu an der Seite von Markus Söder gestanden hatte, schmerzt die Union insgesamt. Der erhoffte Effekt nach der Übernahme durch Friedrich Merz jedenfalls blieb komplett aus. Auch der Versuch der Union, dem SPDBundeskanzler im Management der Ukraine- und Energiekrise völliges Versagen anzudichten, wirkt fürs Erste gescheitert.
Lange hat man in Deutschland an einem Wahlabend keine solche Grafik mehr gesehen: Wie zuletzt in den 90ern zogen die beiden alten, mehrfach angezählten Volksparteien einsam ihre Kreise. Das ist nur bedingt deren Verdienst, sondern erklärt sich durch die massive Zerstrittenheit der Kleineren: Die AfD brachte nicht einmal eine Liste zustande, die traditionell starke Linke um den frisch ausgetretenen Oskar Lafontaine hat sich zerlegt. Und auch die Grünen an der Saar machen sich lächerlich, seitdem sie vor der Bundestagswahl einfach einen Mann an die Spitze der Liste wählten. Ungeheuerlich!
Während sich die CDU im Saarland neu aufstellen muss (die Karriere von Tobias Hans ist vorbei), hat die SPD nun freie Hand. Insgesamt setzt sich für die Genossen jener Aufwärtstrend fort, der mit dem Wahlkampf von Olaf Scholz recht unverhofft begonnen hatte. Eine große Vorlage für die wesentlich wichtigeren Wahlen in Schleswig-Holstein und vor allem NRW. Dort wird Friedrich Merz endgültig erfahren, wie es um seine CDU bestellt ist. Die Nervosität sollte nach dem gestrigen Debakel steigen.