Meinung
Kabinetts-Überlegungen: Söders schwierige Suche
- VonMike Schierschließen
Markus Söder denkt über eine Kabinettsumbildung nach. Doch so richtig aufzudrängen scheint sich niemand.
Bei der Diagnose wird ihm wohl keiner widersprechen: Die in der Summe blasse bayerische Ministerriege könnte ein wenig Blutauffrischung gut gebrauchen. Bei der Lösung des Problems möchte man aber nicht mit dem Ministerpräsidenten tauschen: Denn aus der zweiten Reihe der CSU drängt niemand nach vorne. Keine Personalie verspricht auf den ersten Blick so etwas wie Aufbruchsstimmung für die Landtagswahl zu verströmen.
Genau die hat der CSU-Chef jedoch im Blick. Auf den Wahlzetteln im Herbst 2023 werden Bezirkslisten stehen: Mit Landtagspräsidentin Aigner in Oberbayern, Gesundheitsminister Holetschek in Schwaben und Finanzminister Füracker in der Oberpfalz hat die CSU echte Zugpferde auf den Spitzenplätzen. In Niederbayern aber müsste der nette, jedoch blasse Bernd Sibler gegen Hubert Aiwanger antreten. Schwierig. Und ob in Oberfranken die abgesägte Gesundheitsministerin Melanie Huml wieder die Lösung für Platz 1 ist? Unwahrscheinlich.
Söder hat sich die personelle Notlage selbst eingebrockt. Bislang belohnte der CSU-Chef, der die Welt gerne in Freund und Feind unterteilt, immer nur jene mit Posten, die ihm loyal und still folgten. Politiker mit eigener Meinung waren eher unerwünscht. Folge: Wo sich keiner aus der Deckung traut, entwickelt auch niemand Profil. Wenn Söder 2023 also mit einer breiten Mannschaft in die Wahl ziehen will, muss er nicht nur sein Team „verfeinern“ – sondern auch seinen Führungsstil.