Meinung
Imam-Ausbildung in Deutschland: Überfälliges Signal an Ankara
- VonMarc Beyerschließen
Gaaanz vorsichtig scheint sich Nancy Faeser an das Thema heranzutasten, mit dem sie jetzt die Islamkonferenz eröffnete. Dass Imame künftig in Deutschland ausgebildet werden, will die Innenministerin „schrittweise“ einleiten, ihre Staatssekretärin ergänzt, man wolle die Entsendung ausländischer Geistlicher nicht abrupt beenden. Der Hinweis, so moderat wie überfällig, gilt der Türkei.
Dort ist man bekanntermaßen resolut, wenn es um die Einflussnahme auf Gemeinden in Deutschland geht.
In Wahrheit ist es nicht allein die staatliche Entsendung, an der sich etwas ändern muss. Schon jetzt werden hier Imame ausgebildet, doch wenn das weiter in großem Umfang durch Vereine wie Ditib geschieht, hinter dem der türkische Staat steht, ist wenig gewonnen. Prediger, die hierzulande den engen Kontakt zu Gläubigen halten, sollten nicht jenen Islam repräsentieren, der traditioneller ist, oft auch nationalistischer. Neben Sprachkenntnissen brauchen sie ein tiefes Verständnis für die hiesige Gesellschaft. Deren Toleranz, nicht nur in Glaubensfragen, ist auch für viele Muslime ein Anreiz für Integration.
Wie ernst es der Politik mit dem Signal an Ankara ist, wird sich bald zeigen. Im Sommer wird in der Türkei gewählt, seine Kampagne wird Präsident Erdogan sicher wieder in türkische Gemeinden am Rhein oder in der Hauptstadt führen. Als Brückenbauer, wie sich Faeser künftige Imame wünscht, dürfte er auch diesmal nicht anreisen.