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Harry und Meghan: Exil-Royals im Jammermodus
- VonMarcus Mäcklerschließen
Wer nichts Neues von den Exil-Royals Harry und Meghan erfahren will, kann sich dieser Tage die ersten Folgen einer Netflix-Doku mit dem Überraschungs-Titel „Harry & Meghan“ ansehen.
Darin erzählen beide noch mal, was die Welt längst weiß; damit trotzdem alle wachbleiben, gibt es dramatische Schnitte, dramatische (aber bekannte und routiniert hingeraunte) Rassismusvorwürfe und dramatische Diana-Bezüge. Unterm Strich viel Selbstmitleid zweier Privilegierter im gut eingeübten Jammermodus.
Nicht falsch verstehen: Über einiges, das beide beklagen, muss man reden. Die hartnäckige Kaltblütigkeit der britischen Boulevardpresse. Die krustigen Strukturen eines Königshauses, in dem vielleicht wirklich noch zu viel Empire und zu wenig Empathie steckt. Die unselige Abhängigkeit beider Seiten voneinander. Aber statt diese Themen stark zu machen, nutzt das Paar – wie oft – die Gelegenheit zur Selbst-Glorifizierung. The soap must go on. Dass sie damit genau jene Boulevard-Presse füttern, die sie anklagen, ist nur einer der Nebeneffekte.
Deren Geschäft ist es jetzt, einen Schaden an die Wand zu malen, den es nicht gibt. Ja, die Monarchie ist erklärungsbedürftig geworden, aber nicht wegen der aktuellen Rumpeleien. Man sollte den Zwist also nicht ins Politische steigern, zumal beide Seiten profitieren: Die einen, weil sie mit Netflix viel Geld verdienen. Die anderen, weil so ein Drama den Glanz ersetzt, der dem Palast fehlt.