MEINUNG
Getreideabkommen: Diplomatie bleibt möglich
- VonKlaus Rimpelschließen
Immerhin, sie sind wieder in Kontakt. Die Tatsache, dass Russland unter türkischer Vermittlung wieder in das Getreideabkommen mit der Ukraine einsteigt, zeigt, dass diplomatische Lösungen möglich bleiben – trotz der immer gnadenloseren Raketenangriffe auf Zivilisten.
Und obwohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eigentlich jedwede Verhandlungen mit Putin verboten hat. Wenn es die militärische und weltpolitische Lage erfordert, wird es Gespräche geben. Aber überbewerten darf man das Einlenken Putins in der Getreidefrage sicher nicht. Schließlich liegt es im ureigensten Interesse Moskaus, dass auch die Garantien für russische Getreide-Exporte eingehalten werden.
Das Nachgeben zeigt: Die Meinung der Weltgemeinschaft ist dem Kreml nicht egal. Putin will verhindern, dass sich Afrika oder Südasien von Russland abwenden, weil sie im Kreml den Schuldigen für explodierende Brotpreise und Hungersnöte sehen. In seinem ideologischen Feldzug gegen den dekadenten Westen sucht er Unterstützung in Afrika, Lateinamerika und Asien. Doch auch China, Indien oder Südafrika stehen Putins sinnlosem Angriffskrieg zunehmend ablehnend gegenüber.
Daneben steht Putin auch innenpolitisch unter Druck, weil Scharfmacher wie der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, sich immer offener als alternativer Machtfaktor aufspielen. All das zeigt: Der Ukraine-Krieg wird nicht nur auf dem Schlachtfeld entschieden.