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G7-Treffen in Japan: Ein Gipfel der Selbstbehauptung

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Von: Marcus Mäckler

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Wer G7-Gipfel-Inszenierungen wie jetzt in Japan für anachronistisch hält, übersieht etwas Wichtiges: Es geht um Selbstbehauptung in einer sich verändernden Welt.

Wer es schlecht meint mit der G7-Gruppe, der weist hämisch auf den Widerspruch zwischen wuchtiger Gipfel-Inszenierung und schrumpfender Macht der Mitglieder hin. Kann man machen, ist aber nur ein Teil der Wahrheit: Das Forum dient nicht (mehr) in erster Linie der Selbstbeweihräucherung, sondern der Selbstbehauptung in einer Welt mit mehreren Machtzentren. Gemessen daran sind die Ergebnisse von Hiroshima durchaus vorzeigbar.

Zentral: Die G7-Staaten haben eine Sprache gegenüber China gefunden, die in Ton und Inhalt deutlich, aber nicht über die Maßen konfrontativ ist. Zusammenarbeit ist gewünscht, aber nur auf Basis internationaler Regeln – und unter der Bedingung, dass Peking militärische Aggressionen unterlässt. Bemerkenswert vor allem Ersteres, weil die Positionen – von US-amerikanischen Entkopplungs-Ideen bis zu Kanzler-deutscher Zurückhaltung – eigentlich merklich auseinander liegen. Auch Russland wird nach dem Gipfel nicht auf die Idee kommen, die Unterstützung der industriestarken Nationen für die angegriffene Ukraine nehme ab. Die (an klare Bedingungen geknüpfte) Bewegung in der heiklen Kampfjet-Frage ist das eine – für den Moment wichtiger war, dass der ukrainische Präsident bei Indien und Brasilien um Verständnis werben konnte. Beide Länder werden bei der Lösung des Konflikts eine Rolle spielen.

Elmau-Veteranen mögen das Brimborium um diese Gipfel für übertrieben halten; überflüssig sind sie nicht. Den Anspruch zu dokumentieren, dass die G7 – trotz teils divergierender Interessen – gemeinsam die Geschicke der Welt mitbestimmen wollen, bleibt wichtig. Die Reaktionen aus Moskau und Peking zeigen, wie sehr. 

 Marcus.Maeckler@ovb.net

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