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Die Grünen vor der Bundestagswahl: Zurück zur urbanen Kernklientel

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Von: Mike Schier

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Es gibt einen guten Seismografen für den Zustand der Grünen: Markus Söder. Ausgerechnet. Der CSU-Chef umarmte Bäume, als die Ökopartei vor Kraft nur so strotzte. Inzwischen ist deren Stern so gesunken, dass sich Söder sogar traut, ein Tempolimit abzulehnen.

Vorbei die Zeiten, in denen sich die Grünen als neue Volkspartei gerierten und vom Kanzleramt träumten. Verflogen die Euphorie um Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, die doch für einen neuen Politikstil stehen wollte.

Die Grünen mussten lernen, dass Kanzler-Wahlkämpfe nach eigenen Regeln ablaufen. Baerbock wirkt geradezu befreit, seit ihre Chancen gegen Null tendieren. Auch die Partei selbst fokussiert sich auf den letzten Metern wieder auf ihre Kernklientel: Der Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler verlangte gestern einen „Klima-Check“ für Autobahn-Neubaupläne.

Stammwähler in den Städten klatschen Beifall

Breite Mehrheiten in der Landbevölkerung gewinnt man so eher nicht, aber die Stammwähler in den urbanen Zentren klatschen Beifall. Sie gilt es zu mobilisieren, um nach der Wahl bei der Koalitionsbildung mehr Gewicht mitzubringen. Immerhin: In fast allen realistischen Bündnis-Szenarien spielt die Partei eine Rolle. Allerdings nur die Nebenrolle.

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Für eine ehrliche Manöverkritik könnte nach diesem letztlich enttäuschenden Wahlkampf kaum Zeit bleiben. Doch irgendwann wird es auch um die Performance der Kandidatin gehen. Baerbock hat zuletzt geliefert – ihre schweren Fehler zu Anfang überdeckt das nicht. Der Gewinner heißt Robert Habeck, der mit großer Selbstdisziplin still hielt. Die Partei dürfte so viel Solidarität goutieren. Söder kann da vielleicht etwas lernen.

Mike.Schier@ovb.net

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