MEINUNG
Debatte um U9 in München: Verantwortung für die Zukunft
- VonMike Schierschließen
An den Fehlern der Vergangenheit wird München noch lange zu knabbern haben:
Weil die Staatsregierung einst eine milliardenteure zweite Stammstrecke auf den Weg brachte, die in München keinen einzigen sinnvollen neuen Halt generiert, sondern allein dazu dient, das bisherige Nadelöhr zu entlasten, ist die Stadt geradezu gezwungen, über neue U-Bahnen nachzudenken – wie die U9, die eine zusätzliche Nord-Süd-Verbindung schaffen soll. Insofern wurde der Stadtrat gestern schlicht seiner Verantwortung für die Zukunft Münchens gerecht, als er sich für den Bau der sogenannten Vorhaltemaßnahme am Hauptbahnhof aussprach, obwohl die Finanzierung der U9 noch in den Sternen steht (und die eigene Kämmerei das Projekt lieber kippen würde).
Keine Frage: Die Stadt wird einen gewaltigen Betrag stemmen müssen. Aber gefordert ist auch der Bund, falls der zuständige FDP-Verkehrsminister Volker Wissing eines Tages mal München auf der Landkarte findet. Und auch der Freistaat sollte es sich nicht zu einfach machen und sich auf zehn Prozent Beteiligung reduzieren. Dass die Stadt diese Trasse braucht, liegt nicht zuletzt an einer Stammstreckenplanung, die nur ans Münchner Umland dachte. Wäre in den 70ern so Verkehrspolitik gemacht worden wie zuletzt, würde noch heute keine einzige U-Bahn durch München fahren. Deshalb müssen sich die Beteiligten an einen Tisch setzen und Lösungen finden – auch damit die Bahn der Politik nicht auf der Nase herumtanzt.