Meinung
Branchen-Impfpflicht: Notbremse vor der Blamage
- VonSebastian Horschschließen
Bayern will die einrichtungsbezogene Impfpflicht im März noch nicht umsetzen. Die SPD tobt über Markus Söders Alleingang. Doch in Wahrheit zieht der nur die Notbremse vor einer erneuten staatlichen Blamage.
Im Grundsatz ist es richtig, dass Pflegekräfte oder Arzthelferinnen doch bitte gegen Corona geimpft sein sollen. Auch dass diese Gruppen damit wieder die größte Last zu tragen hätten, ist nur bedingt ein Argument. Wer Patienten versorgt, hat eben eine größere gesundheitliche Verantwortung als andere – auch für sich selbst. Viele dürften das ohnehin so sehen. Problematischer wird’s bei all den Reinigungs-, IT- und Servicekräften, die man im Krankenhaus oder Pflegeheim eben auch dringend braucht. Sie könnten sofort in andere Branchen wechseln – ohne Impfung. Es wäre ein gewaltiges Problem.
Doch so weit würde es wohl gar nicht kommen. Denn bevor Impfverweigerer tatsächlich ausgesperrt würden, müssten dem Ampel-Gesetz zufolge die ohnehin heillos überlasteten Gesundheitsämter fast jeden Fall einzeln prüfen. Man darf davon ausgehen, dass der erste Berg erst nach Monaten abgearbeitet wäre. Bis dahin könnten Ungeimpfte einfach weiter in Heimen und Praxen arbeiten – ob Söder die Regelung nun aussetzt oder nicht.