Meinung
Afrikas Putin-Versteher: Gefährliche Rechnung
- VonSebastian Horschschließen
Weil Russland die Häfen der Ukraine blockiert, liegen dort Millionen Tonnen Getreide auf Halde. Die deshalb befürchtete Hungersnot bedroht vor allem den afrikanischen Kontinent. Und der Vorsitzende der Afrikanischen Union sprach jüngst bei seinem Besuch bei Putin von „freundschaftlichen“ und „brüderlichen“ Beziehungen. Wie bitte?
Es ist eine aus westlicher Sicht seltsame Logik, nach der einige afrikanische Länder gerade handeln. Offenbar aus Furcht, die Hand zu beißen, die ihnen die Nahrung nehmen könnte, versuchen sie, sie zu ergreifen. Nicht nur, dass sich schon im März einige Staaten geweigert haben, den russischen Angriffskrieg in der UN-Versammlung zu verurteilen. Südafrika bahnt nun sogar neue Geschäfte mit Putin an und erwägt, günstig russisches Rohöl einzukaufen. Andere Regierungen wiederum hängen zu sehr an russischen Waffenlieferungen oder Söldnern, um es sich mit Moskau verscherzen zu wollen.
Doch die Rechnung könnte am Ende bitter schiefgehen für den Kontinent. Denn auch seinen afrikanischen Unterstützern wird Putin nur genau da entgegenkommen, wo es für ihn selbst von Vorteil ist. Sollte dem Kriegsherrn im Kreml tatsächlich eine Hungersnot in Afrika als das passende Druckmittel gegen die EU erscheinen, wird er nicht eine Sekunde zögern.