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Eine wildromantische Tour mit süffigem Finale

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Von: Simon Schmalzgruber

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Umherliegende Baumstämme nebst eines hervorragend instandgehaltenem Weg. Man könnte fast meinen, dass das mehr als nur ein Naturschutzgebiet ist.
Umherliegende Baumstämme nebst eines hervorragend instandgehaltenem Weg. Man könnte fast meinen, dass das mehr als nur ein Naturschutzgebiet ist. © Simon Schmalzgruber

Jeden Freitag lest ihr hier unseren Wander-Tipp. Dieses Mal es in das Naturschutzgebiet “Innleite bei Marktl mit Dachlwand.” 

Marktl – Wer denkt, im Landkreis Altötting könne man keine Tour mit alpinem Charakter machen, der liegt falsch. Nördlich des Inns, zwischen Marktl und Perach existiert nämlich das Naturschutzgebiet “Innleite bei Marktl mit Dachlwand”, das durchaus auch mitten in den Alpen liegen könnte: Ein steiler Steig zieht sich hinauf durch einen Urwald, an Kraftplätzen vorbei und nicht zuletzt an die “Bärenhöhle”, einer erstaunlichen Gesteinsformation. Zeit für eine etwas andere Bergtour! 

Die Wanderung im Überblick 

Berg/Gipfel: Keiner 

Höhenmeter der Wanderung: Circa 110 Höhenmeter 

Wanderparkplatz/Adresse fürs Navi: Wanderweg zur Leonberger Aussicht, 84533 Marktl, kostenlos 

Gehzeit: Eineinhalb Stunden bis zwei Stunden insgesamt 

Schwierigkeit: mittelschwer 

Einkehrmöglichkeiten: Landgasthof Leonberg (bei schönem Wetter bis 3.10. 2022 geöffnet, ansonsten auf Anfrage) 

Benötigte Ausrüstung / Kenntnisse: Festes Schuhwerk, Trittsicherheit, gegebenenfalls Stöcke, etwas Orientierungsvermögen 

Wann sollte man aufpassen? Besonders bei Nässe werden die Wegabschnitte, die nicht mit Treppen entschärft wurden, um einiges schwieriger. Ausrutschgefahr! 

Ist die Wanderung für Anfänger geeignet? 5/5 Punkte: Sofern man die Tour bei trockenen Verhältnissen unternimmt und auf dem Hauptweg bleibt, ist die Tour Anfängern aufgrund der Kürze wärmstens zu empfehlen! 

Für Familien mit Kindern geeignet? 5/5: Auch Familien mit Kindern kommen bei dieser Tour voll auf ihre Kosten. 

Für Hunde geeignet? 3/5: Dadurch, dass sich der gesamte Weg durch das Naturschutzgebiet zieht, müssen Hunde die ganze Zeit über angeleint werden. Außerdem gibt es Passagen, an denen man unter Umständen selbst Hand anlegen muss. Insofern eine Kann-, aber keine Muss-Tour für Hundebesitzer. 

Lohnt der Gipfel-Ausblick? 3/5: Die meiste Zeit zieht sich der Weg durch den Wald; am Aussichtspunkt und ab Leonberg soll man bei guten Sichtverhältnissen einen herrlichen Blick auf die Bergwelt Bayerns, Salzburgs und Oberösterreichs haben. 

Drei Gründe, warum sich die Wanderung lohnt  

Als Feierabendtour machbar: Eine Dreiviertelstunde dauert es ungefähr, dann ist man schon am Endpunkt der Tour angelangt. Ideal, wenn man die Tour für den Feierabend geplant hat. 

Spirituelle Reise: An einigen Schildern sind motivierende Botschaften angebracht, außerdem lädt ein Kraft- und Betplatz zu Innehalten ein. 

Natur pur: Eine abenteuerliche Bachquerung, umgestürzte Bäume und nicht zuletzt die Bärenhöhle zeigen eindrucksvoll, dass das Terrain mehr ist, als “nur” ein Naturschutzgebiet. 

Für wen die Tour nix ist

Wer sich nicht im Naturschutzgebiet zu benehmen weiß und Probleme bei der Entsorgung seines eigenen Mülls hat, sollte der Innleite fernbleiben. 

Auf geht’s!

Wir starten unsere Tour auf dem kleinen, kostenlosen Wanderparkplatz, der etwa einen Kilometer nach dem Badesee des Landkreises Altötting (in Fahrtrichtung Perach) kurz hinter einer beschmierten Betonwand zu finden ist. Dort teilt sich der Weg in einen breiteren und einen schmaleren, die sich aber nach etwa 200 bis 300 Metern wieder vereinigen. Es dauert nicht lange, bis das erste Highlight der Tour aufwartet: Ein breiterer, mäandrierender Bach ist zu queren und gibt einem das Gefühl, mitten in der Wildnis Kanadas zu sein. Gleich im Anschluss gehen wir steil: Nicht, weil wir Party machen (das ist hier sogar verboten!), sondern, weil der Weg ab hier wesentlich anspruchsvoller wird. Wer die Augen offen hält, dem werden inspirierende Botschaften am Wegesrand auffallen: Zitate geistlicher und weltlicher Persönlichkeiten begleiten uns auf dem Weg nach oben.  

Wildromantisch wie hier geht es Meter für Meter nach oben.
Wildromantisch wie hier geht es Meter für Meter nach oben. © Simon Schmalzgruber

Es dauert nicht lange, bis die ersten Treppen steilere Abschnitte entschärfen und es mehr und mehr in den Urwald geht: Umgestürzte und verrottende Bäume unterstreichen den wildromantischen Charakter der Tour, dabei ist anzumerken, dass der Weg selbst hervorragend instandgehalten ist: Zu keinem Zeitpunkt müssen Baumstümpfe überquert werden, da diese von den fleißigen Wegbetreuern zersägt und an den Wegesrand gelegt wurden. Überdies verhindern Geländer Marke Eigenbau, dass wir uns zu nah an der Absturzkante bewegen, sie haben also einen bedeutenden Anteil zur Unfallprophylaxe.  

Weitere Highlights der Tour

Eine Viertelstunde bis 20 Minuten dauert es, bis wir an einen Kraft- und Ruheort gelangen: Ein himmelblaues Kreuz ist dort aufgestellt und eine kleine Bank: Perfekt, um innezuhalten und für die Schöpfung dieses schönen Ortes zu danken. Von dort aus dauert es keine fünf Minuten mehr, bis wir mehrere Möglichkeiten zur Auswahl haben: Zur Bärenhöhle, zum Aussichtspunkt oder weiter in Richtung Leonberg. Am effizientesten ist es, wenn man die Punkte in dieser Reihenfolge abarbeitet. Also geht es erst einmal nach rechts zur Bärenhöhle: Diese ist ein gut 15 Meter großer, horizontaler Krater, der durch Verwitterung und Abbruch des Nagelfluhgesteins entstanden sein muss. Daneben ist ein kleiner, ovaler Gesteinskessel, dessen Entstehung und Nutzung laut Infotafel bis heute ungeklärt ist. Aufgrund des Verwitterungsgrads kann man dennoch sagen, dass dieser mindestens mehrere hundert, wenn nicht sogar mehrere tausend Jahre alt sein muss. Wer weiß, vielleicht war dies ja ein alter Kultplatz für die Kelten, die auch in dieser Region ihre Spuren hinterlassen haben? 

Ein weiteres Highlight der Tour: Die Bärenhöhle.
Ein weiteres Highlight der Tour: Die Bärenhöhle. © Simon Schmalzgruber

Wie auch immer, neben der Bärenhöhle gibt es hier noch weitere Dinge zu entdecken: Gehen wir den Weg zurück, kurz ein paar Meter höher und dann nach links weiter, ist der Aussichtspunkt nicht mehr weit. Diesen können wir auf zwei Arten erreichen: Links über die gemütliche Variante, rechts über die sportlichere. Wer rechts geht, sollte auf jeden Fall festes Schuhwerk und absolute Trittsicherheit besitzen. Bei Nässe kann man nämlich leicht abrutschen und küsst unter Umständen den Boden. So oder so dauert es kaum zehn Minuten, bis wir am Aussichtspunkt, an dessen Rand eine Infotafel und ein Denkmal für im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten stehen, angelangt sind. Dass dieser plateauartig angelegt ist, kommt nicht von irgendwoher: Früher thronte hier eine kleine Burganlage hoch über dem Inn. Doch gegen Ende des Mittelalters verfiel die Burg und wurde mehr und mehr abgetragen. Ein Schicksal, das einige Burgen in der Region zu dieser Zeit ereilte.  

Vom Waldesrand zum „Prost“ in wenigen Minuten

Vom Aussichtspunkt, von dem man bei guter Sicht einen tollen Blick in die bayerische und österreichische Bergwelt haben soll, ist es besser, wenn man den rechten Weg einschlägt, da Treppen beim Abstieg helfen. Es dauert nicht lange, bis wir wieder an den Abzweigungen angelangt sind. Dort gehen wir geradeaus drüber und kurz darauf haben wir den steilen Anstieg bewältigt. Über einen Trampelpfad geht es am Weiler Altwies vorbei. An einer Abzweigung biegen wir links in einen Feldweg ein und über einen Feldweg erreichen gute 500 Meter später Leonberg. Auch dieser kleine Ort hat eine reiche Geschichte, wie wir durch die Infotafeln erfahren haben. An der tollen barocken Kirche vorbei haben wir letztlich noch ungefähr 700 Meter, bis wir an unserem Endziel, dem Landgasthof Leonberg mit seiner reichhaltigen Getränkeauswahl, angelangt sind. Hier heißt es ausnahmsweise mal nicht Berg Heil, aber Prost! 

Rückweg wie Hinweg. 

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